Caura in der Nähe von Maripa als das Gebiet immer noch geschützt war (1979)
Eines der schönsten Naturgebiete, die ich kenne, ist stark bedroht, ja schon zu grossem Teil zerstört. Es handelt sich um sehr einzigartige Urwälder im Süden Venezuelas, Urwälder, die (immer noch) über eine sehr grosse Artenvielfalt verfügen und wo einige unserer einheimischen Ethnien bis vor kurzem relativ ungestört lebten. Als ich 1992 das Gebiet zum ersten Mal besuchte, gab es dort zwar schon Armut, es gab aber kaum Umweltprobleme. Als ich es zum zweiten Mal besuchte, 1997, konnte man schon spüren, wie der illegale Goldabbau anfing, in diese Region einzudringen. Das Ausmass der Umweltverstörung hat aber seit 1999 stark zugenommen. Dazu haben die Militärs und die politischen Massnahmen des Militärs und Präsidenten Hugo Chávez wesentlich beigetragen. Die Region war wirklich sehr dünn besiedelt. Um Maschinen oder Essen da zu transportieren, musste und muss man vor der Nase der Militärs vorbeifahren. Seitdem haben viele Menschen, Indianer, vor allem aber Aussenseiter aus Brasilien und aus den Städten Venezuelas und Kolumbiens, Jobs beim Goldabbau in Naturgebieten oder ganz in der Nähe davon gesucht. In Brasilien gibt es jetzt strengere Kontrolle. In Venezuela gibt es wenige richtige Jobs. Ihr könnt mehr darüber in einem früheren Post von mir (auf Englisch) lesen.
Heute liest man in El Nacional (auf Spanisch) die Erzählung eines Pemón-Indianers, der im Dorf Maripa, am Caura-Fluss, als Bergarbeiter tätig war. Da mehrere NGOs schon seit vielen Jahren über die Zerstörung der Wälder und akute Umweltverschmutzung v.a. durch Quecksilber, sah sich die Chavez-Regierung endlich gezwungen, etwas zu tun, oder zumindest so zu tun, als ob sie etwas unternehmen würde: der Vizepräsident Jaua wurde dahin geschickt, Chávez sagte, dass die Militärs alles unter Kontrolle bringen mussten, als ob man das erst jetzt entdecken würde, als ob das Problem einfach so kam, aus der IVten Republik durch eine Zeitmaschine hineingeschleust. Nun haben Militärs eine Reihe Hütten bzw Häuser der illegalen Siedler zerstört, ein paar Gebiete gesperrt. Man weiss nicht, wie lange das so bleibt.
Fast überall im Bolívar-Bundesstaat gibt es jetzt grosse Umweltprobleme. Im Amazonas-Bundesstaat steht es nicht besser mit der Natur.
El Nacional sagt uns, dass jetzt dort über 15000 Menschen leben. Das waren absolute Urwälder, wo keiner, ausser Uramerikaner etwas bauen konnten. Der Pemón sagt uns, dass er da seit 1999 arbeitet und "über Gold und Diamanten" lebt, seine Kinder aber nicht zur Uni schicken kann. "Was mache ich jetzt, wenn ich jetzt kein Gold abbauen kann? Am Anfang lebten wir hier hier ganz ruhig, denn die Natur war unsere Welt. Mit der Zivilisation (sic), kam die Ausbildung (sic) und die Gesundheitsdienste und wir sahen uns gezwungen, vom Gold- und Diamantenabbau zu leben".
Venezuela hat seit Jahrzehnten sehr strenge Umweltgesetze. Sie werden aber gar nicht respektiert.
Wann wird man richtige Jobs für die Einheimischen da anbieten? Wie kann man ihre Ausbildungsmöglichkeiten dort verbessern? Wie kann man endlich mal die illegalen Siedlungen stoppen, das Eindringen der venezolanischen und brasilianischen Garimpeiros anhalten? Welche Massnahmen kann man treffen, um in Ciudad Guayana oder Ciudad Bolívar, in Santa Elena oder Ciudad Piar Arbeitstellen in nachhaltigen Wirtschaftsgebieten anbieten?
Damit müssen sich die Venezolaner endlich mal befassen.