Zu ehrlich, so geht es nicht


Eins der vielen PDVSA-Gebäude - hinten sieht man "Sozialismus, Vaterland oder Tod"...den jetzigen Slogan der Chávez-Fans und vor allem der Chávez-Beamten



Die Staatserdölgesellschaft PDVSA hatte vorgestern ihren Jahresbericht online gestellt. Der Journalist und Blogger Setti hatte damals folgendes geschrieben:

"This 523-page document is a classic bit of Venezuelan duality: on the one hand, a demonstration of extreme transparency, above and beyond what’s required by law or normal among OPEC’s state oil companies. On the other hand, a bizarre mess of obfuscation and unexplained phenomena. (Yes, pro- and anti-Chavistas, you are both welcome to quote me out of context.)"

Dieses 523-seitige Dokument ist ein Klassiker der venezolanischen Dualität: einerseits ein Beweis extremer Transparenz, viel mehr als was das Gesetz vorschreibt oder was unter OPEC-Erdölgesellschaften üblich ist, andererseits ein seltsames Durcheinander von Verschleierung und unerklärten Phänomenen (Ja, Fans und Gegner des Chavismus, Ihr könnt mich nun ganz ruhig aus dem Kontext gerissen zitieren)

Heute berichtet die Zeitung El Nacional, dass dieser Bericht nicht mehr online ist: man hat ihn durch ein Dokument ersetzt, das "Stärke von PDVSA 2009" heisst.

Im verschwundenen Bericht stand u.a., dass die Gewinne lediglich 52.2% von denen waren, was man 2008 erzielte und dass der jetzt wegen des PDVAL-Skaldals festgenommene Luis Pulido interner Leiter von PDVSA ist und am 25 Januar 2010 als Präsident von Bariven ernannt wurde (zum PDVAL-Skandal siehe u.a. hier und hier) .

Und dennoch wird die Regierung dieses Jahr genug Geld haben, um einige Stimmen für die Parlamentswahlen kaufen zu können: die Chinesen haben vor einigen Tagen 4 Milliarden Dollar hingeblättert, Teil eines Deals von etwa 10 Milliarden Dollar plus 10 Milliarden in chinesischen Waren, die die Regierung des Chávez erhalten soll. Damit die Asiaten das geben muss Venezuela nun jährlich und über Jahre hinaus etwa 200,000 Fässe Öl - auf Markt- bzw unter Marktpreis, je nachdem, wer was sagt. Nachhaltig ist das alles auf jeden Fall nicht.