Die Zeit über Chávez

Und die Show geht weiter...

Jetzt habe ich wenig Zeit. Dies muss aber los: Ihr müsst diesen Artikel über Chávez und die Chávez-Show unbedingt lesen.

Später werde ich meinen Senf dazu geben

UPDATED:

Und hier habt Ihr meine Kommentare:

  • Der Autor hat gut dargestellt, wie gespalten die venezolanische Gesellschaft ist, wie zwei parallele Universen entstehen, wie die Staatsmedien und die Medien der Opposition so aufeinanderprallen oder eher wie sie die Gesellschaft auseinander machen.
  • Der Autor konnte auch sehr gut beschreiben, wie es Chávez gelingt, immer wieder Hoffnungen bei bestimmten zu wecken, ohne dass die allermeisten Projekte jemals in Erfüllung gehen.
  • Der Autor erzählt viele interessante Details über den Zerfall der Gesellschaft, über das Ausmaß der Kriminalität.

Und dennoch gibt es einige Ungenauigkeiten.
  • Chávez hat die Erdölgesellschaft PDVSA gar nicht verstaatlicht. Sie wurde schon 1976 verstaatlicht (die Prozedur fing an etwas früher). Was Chávez getan hat ist folgendes: er hat eine Reihe von Lieferanten enteignet - was zu sehr grossen Kosten geführt hat - und ganze Konzessionen für Erdölfelder rückgängig gemacht. Er hat aber auch sehr kurioserweise andere Konzessionen an ausländische - selbst angloamerikanische - Firmen gegeben, die viel ungünstiger für Venezuela sind als was andere frühere Regierungen gemacht haben.
  • Es stimmt schon, dass die früheren Regierungen jede Menge Geld verschwendet haben - man streitet sich darüber, ob es sich um 1 Marschallplan, 2, 10 oder 30 waren. Die Chávez-Regierung hat aber bis dato aufgrund viel höherer Erdölpreise viel mehr Geld bekommen als die Regierungen davor. Venezuelas Divisen kommen zu 92% aus dem Erdöl. Siehe dies:
  • Der Autor gibt den falschen Eindruck, wenn er vor allem zwei arme Chávez-Anhänger interviewt und dann zwei ultrareiche Menschen, die Chávez nicht mögen. Die allermeisten Venezolaner sind arm. In den 2010-Wahlen hatten die alternativen Parteien schon 52% der Stimmen (auch wenn sie wegen verfassungswidrigen Gerrymandering in der Nationalversammlung noch in der Minderheit sind. Selbst in Caracas kann man sehen, dass viele Arme gegen Chávez sind. Wenn der Autor gut sucht, wird er auch sehr gut feststellen können, dass es sehr reiche Menschen gibt, die für Chávez sind. Die nennt man Boliburguesía.
  • Der Autor scheint nicht zu wissen, dass es kostenfreie Bildung und soziale Programme in Venezuela seit vielen Jahrzehnten gab. Ihre Effektivität hing aber immer von den Erdöleinnahmen ab. Einige Programme sind jetzt gut, viele sind aber viel schlechter als Sozialprogramme der Vergangenheit trotz viel höherer Erdöleinnahmen. Zum Beispiel: die "bolivarischen" Universitäten haben eine miserablen
  • Der Autor erwähnt nicht, dass Menschen ausserhalb Caracas und Valencia und ohne Kabel- bzw Internetverbindung, also 70% der Bevölkerung, keine regierungskritische Fernsehsender empfangen können. Sie lesen dazu eher wenig, so dass kritische Zeitungen sie kaum erreichen. Alle Radio- und Fernsehsender müssen aber stundenlang die Cadenas aussenden, wo Chávez oder einer seiner Minister redet und redet.
  • Die steigende Nachfrage treibt die Preise zwar in die Höhe. Das ist aber nicht der einzige Faktor. Das Angebot stockt seit langem. Viele Unternehmer haben Angst vor weiteren Enteignungen. Viele haben die Nase voll von den Tausenden "Gewerkschaften", die nun viel Geld verlangen, um jeden Bau zu "genehmigen". In Wirklichkeit handelt es sich um Mafia-Bands, die von der Regierung toleriert werden.









Mein Dank an Schoukri