Simón Bolívar, schon wieder...aber wie!

Am Wochenende habe ich Norbert Rehrmanns Biographie über Simón Bolívar gelesen. Endlich konnte ich ein wirklich vernünftiges Buch auf Deutsch über das Leben, Werk und Einfluss des venezolanischen Caudillos lesen. Leider ist Prof. Rehrmann frühzeitig gestorben. Ich hätte gern ihm einen Danke-schön-Brief schreiben wollen.
Bolívar liess Manuel Piar umbringen, um sich als Armeeführer zu  behaupten

Das Buch ist einfach sehr gut geschrieben, ohne Klisches, ohne Mannerismen. Rehrmann stellt sich die richtigen Fragen, er stellt nicht nur seine Position vor, sondern präsentiert die der anderen, die ganz anders denken. Seine Analyse ist scharf und weit entfernt von Dogmen. Er erklärt uns, wie Marx und Madariaga, aber auch alle bekannten Mitgestalter des Bolívarkults zu ihren jeweiligen Positionen zu dieser Figur gekommen sind.

Er beschreibt kurz und bündig, wie sich das Bolívarkult entwickelte und noch entwickelt...wie sich die Figur des venezolanischen Militärs in der Heimat, in Lateinamerika, aber auch in Deutschland seit Humboldts Zeiten über die Hitlerzeit bis jetzt entwickelt hat.

Ein Leser bei Amazon.de kritisierte Rehrmanns Position zur Hagiographie Bolívars, weil dieser angeblich die Rolle der USA "ausblendet" und nicht in Betracht zieht, dass die USA auch lateinamerikanische Caudillos als Gäste bei sich gehabt hat. Dieser Leser hat anscheinend Venezuelas Entwicklung gar nicht verstanden und rechtfertigt alles, was in Lateinamerika geschieht - auch das Chávez-Regime- mit der von uns wohlbekannten Einmischung der USA-Amerikaner in Lateinamerika. Er versteht nicht, dass das eben als Ausrede vieler "Linksnationalisten" (um die Worten des Chávez-Sympathisanten und DDR-Professors Zeuske zu benutzen) verwendet wird.

Wenn Ihr Venezuelas Geschichte besser kennenlernen wollt, müsst Ihr das Buch lesen.